Eine deutsche Kanzlerin sichert durch die Besetzung des populären Themas Fußball überzeugend ihre politische Macht.
Rezension
Der frühere Chefredakteur (‘Die Welt‘, ‘Focus‘) und Gründungsherausgeber von ‘Cicero‘ erzählt in seinem kurzen Roman, wie Franz Beckenbauer auf Vorschlag der CSU fast Bundespräsident wurde. Doch die überaus gelehrige Kanzlerin, hinter der man unschwer Angela Merkel erkennen kann, arbeitet sich mit Unterstützung des Experten Netzer immer besser in die Fußballthematik ein und besetzt mit Hilfe williger Medien das Thema. Auch ein kurzer geheimer Ausflug der Kanzlerin in den Frankfurter Fanblock, dessen Aufzeichnung den Weg zu Sat.1 findet, löst nicht den vom Sender erwarteten Skandal aus. Stattdessen ergreift sie die Initiative und setzt eine Frauenquote im Fußball durch, was letztlich Beckenbauer zum Verhängnis wird.
Der amüsante Roman spielt sehr glaubwürdig eine wohl nur auf den ersten Blick absurde Situation (Beckenbauer als Präsident) konsequent durch. Weimer verwendet dabei die gängigen politischen Inszenierungsmethoden (Agenda Setting, konfliktreiche Beeinflussung der Medien u.Ä.).
Rezensent: Peter Bräunlein
Personen: Weimer, Wolfram
Weimer, Wolfram:
Heimspiel : Eine alternativlose Realsatire / Wolfram Weimer. - Berlin : Quadriga, 2012. - 126 S. ; 19 cm
ISBN 978-3-86995-031-0
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher