Ein differenzierter Überblick über die Themen und Auseinandersetzungen, die Leben und Werk Heinrich Bölls geprägt haben.
Rezension
Der Autor, emeritierter Professor für Neuere deutsche Literaturgeschichte und Medienwissenschaft und Mitherausgeber der Kölner Werkausgabe wehrt sich gegen all die oberflächlichen, klischeehaften Zuschreibungen, die mit dem Werk des Nobelpreisträgers Böll verbunden werden: Trümmerliteratur, katholischer Autor, Moralist, Gewissen der Nation… Schnell zeigt überzeugend auf, wie Böll, aus einer katholischen Handwerkerfamilie stammend, geprägt durch die Schrecken des Krieges, entsetzt über die Geschichtsvergessenheit der 50er Jahre in Gesellschaft und Politik, sich zu einem Schriftsteller entwickelt, der vorurteilslos, nur seinem Gewissen und einer „Ästhetik des Humanen“ verpflichtet, aufmerksam die Gesellschaft beobachtet und Stellung bezieht in Romanen, Reden und Vorträgen. Das hat ihm und seiner Familie viele Anfeindungen eingebracht. Schnell beschreibt mit seiner gründlichen Werkkenntnis die Entwicklung eines der bekanntesten deutschen Schriftsteller der Nachkriegszeit.
Wichtig für alle, die den umstrittenen und vielleicht deshalb so erfolgreichen Autor, den Literaturbetrieb und die Gesellschaft der jungen BRD wieder (oder neu) entdecken wollen.Rezensent: Heidrun Martini
Personen: Schnell, Ralf
Schnell, Ralf:
Heinrich Böll und die Deutschen / Ralf Schnell. - Köln : Kiepenheuer & Witsch, 2017. - 235 S. ; 20 cm
ISBN 978-3-462-04871-1
Literaturgeschichte (Gesamt- und Einzeldarstellungen) - Signatur: Lb - Bücher