Eine Mutter emanzipiert sich von ihrem Sohn.
Rezension
Herzensbrecher – nie war ein Buchtitel irreführender als dieser und doch auch wieder zutreffend. Denn Ragnar bricht Herzen, besonders das seiner Mutter Jonetta. Er trinkt, stiehlt, macht Schulden, verliert seinen Job und quartiert sich kurzerhand bei seiner Mutter ein. Mit ihr fährt er in ihre Blockhütte in den norwegischen Wald in den Urlaub und lässt sich von ihr bedienen. Jonetta ist erschöpft von ihrer Arbeit in der Großküche und sehnt sich nach Ruhe, nach der Stille im Grünen. Aber sie klagt nicht, er ist doch ihr Sohn. Erst als er sich ins Delirium trinkt und sie ihn ins Krankenhaus bringen muss, ist sie mal für sich und kann nachdenken. Mit dem aufgestauten Groll bricht sich eine Erkenntnis Bahn: Es reicht! Wie es Jonetta langsam gelingt, Grenzen zu ziehen und sich selbst als Person hinter der Mutterrolle wiederzufinden, das ist psychologisch schlüssig und packend erzählt. Der Aufruhr in ihrem Inneren spiegelt sich auch in Ragdes teils atemloser Erzählweise, die nur bei den Naturschilderungen zur Ruhe kommt. Ein großartiger Frauenroman, der aber zur leichten Urlaubslektüre weniger taugt.
Für Literaturkreise sehr zu empfehlen.Rezensent: Claudia Puschmann
Personen: Ragde, Anne B. Haefs, Gabriele
Ragde, Anne B.:
Herzensbrecher : Roman / Anne B. Ragde. Dt. von Gabriele Haefs. - München : btb, 2024. - 314 S. ; 19 cm. -
ISBN 978-3-442-77384-8
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher