Eine Studentin aus Berlin beginnt in London zu recherchieren. Gegenstand ihrer Forschung: jüdische Emigranten.
Rezension
Die Autorin beschreitet ungewöhnliche Wege. Sie lässt die junge Frau - vielversprechend Lou genannt - nach einer ersten Begegnung mit ihrem "Forschungsgegenstand" Friedrich L.Samson ihr Leben, Lernen und Forschen über den Haufen schmeißen. Stattdessen beginnt eine verzwickte Liebesgeschichte, mit ein bisschen seltsamer Erotik. Lou zieht zu jenem 1934 aus Berlin emigrierten Rechtsanwalt, bewohnt gemeinsam mit ihm dessen Erinnerungen und Einlassungen über Vergangenheit und Gegenwart, wird zum störenden und willkommenen Gast in einem erinnerungsangereicherten Haus und zur Begleiterin für ein zu Ende gehendes Leben. Das alles ist seltsam künstlich geschrieben, mit zahlreichen sprachlichen Verwerfungen (ins Englische, ins Jiddische, in ein altertümliches Deutsch) und kompliziert verpackten Details (z.B. der Gasdurchlauferhitzer). Der Sinn des Ganzen ist nur schwer zu erschließen, liegt aber ganz sicher in der Spannung des gelebten Absurden: "Wir haben die Zunkunft hinter uns."
Für Lesekreise mit literarisch versierten LeserInnenRezensent: Christiane Thiel
Personen: Schnabel, Corinna
Schnabel, Corinna:
Herzgegend : Roman / Corinna Schnabel. - Frankfurt am Main : S. Fischer, 2010. - 261 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-10-073566-9 geb. : EUR 18.95
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