Was bleibt, wenn der Krieg zu Ende ist?
Rezension
Kirsten Boie beschreibt das Leben unmittelbar nach dem 2.Weltkrieg, zwischen Trümmern, Schwarzmarkt, Hunger, Angst und zaghaftem Neubeginn. Im Juni 1945 begegnen sich in Hamburg drei Jugendliche. So unterschiedlich sie sind, verbindet sie doch eine tiefe Verunsicherung und Einsamkeit. Da ist Hermann, noch gefangen in der NS-Ideologie, der unter dem kriegsversehrten Vater leidet. Da ist Traute, in deren Zuhause eine Flüchtlingsfamilie einquartiert wurde. Nichts ist mehr wie es war. Und dann ist da Jacob, dessen jüdische Mutter noch im Februar deportiert wurde. Verängstigt im Versteck hat er noch nicht vom Kriegsende erfahren. Allen dreien hat der Krieg die Lebensperspektive geraubt. Es wird deutlich, dass - unabhängig von Schuldfragen - der Krieg nur Verlierer hinterlässt. Die Autorin erzählt behutsam, liebevoll, ohne dabei Hartes auszusparen. Da sich am Ende für die Protagonisten doch Hoffnung auftut, ist dies Buch auch jüngeren Lesenden zuzumuten. Hilfreich ist das angefügte Glossar.
Eine wichtige Lektüre für Jugendliche ab 12 J. wie für Erwachsene, gerade in Zeiten erstarkender Nationalismen und näher rückenden Kriegslärms unbedingt zu empfehlen.Rezensent: Birgit Schönfeld
Personen: Boie, Kirsten
Boie, Kirsten:
Heul doch nicht, du lebst ja noch / Kirsten Boie. - Hamburg : Oetinger, 2022. - 192 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-7512-0163-6 geb. : EUR 14.00
Erzählungen ab 13 Jahre - Signatur: Ju 3 Boi - Buch