Ein Manager auf dem Flug nach New York fantasiert seine eigene Entführung und wird überraschend mit seinem alter ego konfrontiert.
Rezension
Eine moderne Version der Identitätssuche à la Max Frisch: Phillip Himmelreich, Schweizer Banker und durch eine Affaire mit der jungen Buchhändlerin Josephine in eine Ehekrise gestürzt, wird nach New York versetzt und gibt sich auf dem Flug über den Atlantik seinen Tagträumen hin. Bildhaft malt er sich aus, wie er sich von Josephine am Flughafen zum Schein entführen lässt, mit dem Bus quer durch Spanien flieht und schließlich einen abenteuerlichen Segeltörn Richtung Bahamas wagt. In New York angekommen, stürzt Himmelreich sich in den Job, bekommt jedoch schon bald Besuch von der Polizei, die ihn wegen Entführung sucht. Tagtraum und Realität verschwimmen, und Himmelreich macht sich schließlich auf zu den Bahamas, wo er persönlich angeblich sein Aussteigerleben als Bäcker genießt. - Dobelli konfrontiert die Lebensentwürfe und -träume eines Managers und Erfolgsmenschen miteinander und lässt alternative Welten schließlich real aufeinanderprallen. Das ist leider viel weniger interessant als es klingt, und die Figur des Phillip Himmelreich bleibt durchgehend ziemlich farblos. Der Roman ist schnell gelesen, wenn auch der hypotaktische Stil nicht allen Lesern angenehm sein dürfte. Der Autor war selbst lange Zeit Geschäftsmann und schafft es so, zumindest Einblick zu geben in die Lebensplanung und Krisen eines erfolgreichen Managers.
Was wäre, wenn ich dieses oder jenes getan hätte oder tun würde, das ist immer ein interessantes Gedankenspiel. Wer gern einen Geschäftsmann dabei begleiten möchte, dem sei das Buch empfohlen. An Charakterstudien oder Krimis gibt es allerdings sicherlich, vor allem sprachlich, Ansprechenderes.Rezensent: Nils Hanwahr
Personen: Dobelli, Rolf
Dobelli, Rolf:
Himmelreich : Roman / Rolf Dobelli. - Zürich : Diogenes, 2006. - 383 S. ; 21 cm
ISBN 3-257-86140-0
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher