Ralf Rothmann steigt mit seinem neusten Erzählband hinab in die Niederungen alles Menschlichen.
Rezension
In elf Erzählungen beschreibt der Autor Angst als Naturgewalt der menschlichen Existenz. Ob sie geteilt wird oder allein erfahren, treibt sie die Menschen um, manchmal auch an. Viele der Geschichten lösen „ein leises Ziehen in der Herzgegend" aus, so auch der Titel der letzten Geschichte. Das Buch nimmt die Leser*innen mit an Orte, die niemand freiwillig betreten würde. Eine Autopanne in der Wüste mit nächtlichem Überfall, ein einsames Treppenhaus, in dem ein Kind schon vor der nächsten Prügelstrafe zittert, ein Spaziergang eines Jungen mit seinem Vater, bei dem beide plötzlich bedroht werden. Dieses Buch ist nicht nur finster. Manchmal ist die Angst wie ein Antriebsmotor, sich dem Leben zu stellen, den eigenen Kurs endlich selbst zu bestimmen. Beeindruckend ist die prägnante Sprache. Es gibt kein Wort zu viel. Jedes ist klug bedacht. Manches weggelassene Wort eröffnet eine Welt. Viele der Geschichten haben auch ein offenes Ende. Leser*innen können sie für sich weitererzählen.
Ein empfehlenswertes Buch für Gesprächsgruppen.Rezensent: Christine Behler
Personen: Rothmann, Ralf
Rothmann, Ralf:
Hotel der Schlaflosen : Erzählungen / Ralf Rothmann. - Berlin : Suhrkamp, 2020. - 204 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-518-42960-0
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher