Die Antwort eines Philosophen auf vermeintliche Lösungen der Medizin.
Rezension
ADHS – "Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung" ist seit einigen Jahren verstärkt in der Diskussion. Soweit man von Diskussion sprechen kann, denn nicht selten stehen betroffene Eltern und auch Fachleute doch eher sprach- und ratlos vor solcher Diagnose. Schnell, so die Kritik des Autors Christoph Türcke, Professor für Philosophie, greife man auf Medikationen und Psychotherapie zurück, würde sich dabei aber zu selten mit grundsätzlichen Fragen – wie der Philosoph sie zu stellen gewohnt ist – auseinandersetzen. Türcke beginnt daher mit Hinterfragung eines Begriffs "Aufmerksamkeit", auch im Blick auf die kulturelle Bedeutung seiner Inhalte – durchaus eine interessante Betrachtung. Der zweite Teil des schmalen Taschenbuchs wagt den Vorstoß: Eine Ritualkunde sieht Türcke als potenzielles Gegenmittel, das Bewusstmachen und -werden regelmäßiger Abläufe, nicht in Monotonie, sondern in regelmäßiger Reflexion des eigenen Handelns – im Rahmen eines neuen Schulfachs. Bedenkenswert.
Türcke wendet sich an Pädagogen, fordert vom Lehrer Bereitschaft, neue Wege zu beschreiten. Eine Lektüre daher, die im Lehrerkollegium zu diskutieren wäre.Rezensent: Astrid van Nahl
Personen: Türcke, Christoph
Türcke, Christoph:
Hyperaktiv! : Kritik der Aufmerksamkeitsdefizitkultur / Christoph Türcke. - München : Beck, 2012. - 122 S. ; 19 cm
ISBN 978-3-406-63044-6
Arbeitsgebiete und Richtungen, Einzelfragen - Signatur: Pb 3 - Bücher