Ein suggestiver Roman über die Beziehung zwischen Anna Freud und ihrem Vater Sigmund Freud.
Rezension
Wien im Kriegswinter 1917/18: Sigmund Freud plant, sein analytisches Erbe an seine jüngste Tochter weiterzugeben. Doch Anna kämpft ihren eigenen Kampf. Als vielschichtige und facettenreiche Persönlichkeit dargestellt, sucht sie im Schatten ihres übermächtigen Vaters nach ihrer eigenen Identität. Ihr Weg zur Selbstverwirklichung und ihre Entwicklung von der schüchternen Tochter zur eigenständigen Frau und Psychoanalytikerin bilden den Kern der Erzählung. Tom Saller thematisiert nicht nur die Vater-Tochter-Beziehung, sondern auch Annas inneren Kämpfe und die Suche nach Selbstbestimmung in einer von patriarchalen Strukturen dominierten Welt. Anna ringt mit den Erwartungen ihres Vaters und der Gesellschaft, während sie gleichzeitig ihren Platz in der Welt finden muss. Abwechselnd lässt der Autor Sigmund und Anna Freud die gleichen Ereignisse erzählen, um zu zeigen, wie unterschiedlich ein und derselbe Sachverhalt verstanden und interpretiert werden kann. Am Ende, im Jahr 1938, ist es nur noch Anna, die erzählt. Und der Schluss ist überraschend und berührend.
Für alle, die mehr über das Leben des Psychoanalytikers und seiner Tochter erfahren wollen, ohne an schwere Kost zu denken.Rezensent: Andrea Zimmermann
Personen: Saller, Tom
Saller, Tom:
Ich bin Anna : Roman / Tom Saller. - Berlin : Kanon Verlag, 2024. - 256 S. ; 22 cm
ISBN 978-3-98568-103-7
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher