Wien-Spaziergänge: Aichinger flaniert, beobachtet, erzählt, assoziiert beim Anblick von Straßen, Gebäuden, Menschen.

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Rezension

„Fitnessgestählte männliche Tattoobilderbücher in balzender Gockelpose“: ein Musiker, Lehrer und Universitäts-Lektor geht spazieren in Wien, erzählt und beobachtet bildhaft das „Welttheater“ wie hier an der Alten Donau. Andernorts charakterisiert er ausdrucksstark die christliche Aktivistin, den Stenz, die Beisl-Wirtin, die orientalischen Händler am Brunnenmarkt. Ihm gelingt es, Kulturgeschichte, Politik und ganz viel Atmosphäre zu vermitteln. Er nimmt den Leser mit. Auch wenn sich Deutschen nicht alles erschließt – Firmen wie „Staud’s“ und Speisen wie Hirn mit Ei werden nicht näher erklärt – es lohnt, ihm straßengenau zu folgen. Keine Stadtführung, sondern Assoziationen, Gedanken, Betrachtungen: Hier zum Wortursprung des Rüdigerhofs (Türkenkrieg-Held), dort zur Christbaum-Rauferei im Weinhaus, zu Eltern-Demokratie in der Kita, Kleingartennamen im Roten Wien der Zwischenkriegszeit und Komponisten. Dazwischen, teils in Mundart, eigene Liedtexte wie „lewaknedlsuppe“. Schriftgrad gut lesbar.

Leser, die sich darauf einlassen, kommen hier dem Geist der Stadt näher als durch einen Reiseführer. Als Zusatz-Wien-Lektüre und für nicht mehr reisenkönnende Leser sehr geeignet.

Rezensent: Delia Ehrenheim-Schmidt

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Personen: Aichinger, Oskar

Schlagwörter: Kultur Literatur Geschichte Wien