Vanderbeke, Birgit
Ich freue mich, dass ich geboren bin Roman
Bücher

Die Leiden eines Kindes: Ungewollt, ungeliebt, unverstanden, enttäuscht, malträtiert.


Rezension

Birgit Vanderbeke erzählt konsequent aus der Sicht des siebenjährigen, namenlosen Mädchens, in dessen Bewusstseinsstrom wir hineingenommen werden, in einer kunstvollen, scheinbar einfachen Sprache, die andeutet, auslässt und doch allzu klar macht, wie kalt, leer und mutlos sich das Kind fühlt, wie hilflos, bedroht und ohnmächtig gegenüber den Eltern, die um 1960 aus der DDR in „das Land der Verheißung“ gehen und von einem unbedingten Willen zum sozialen Aufstieg durchdrungen sind, gegenüber der bigotten, unzufriedenen Mutter und dem unreifen, frustrierten Vater, der seine untergründige Wut über sein Eingebundensein in eine Familie bei geringsten Anlässen an dem Kind auslässt, so dass dessen Rettung, die zum Überleben hilft, darin liegt, die Gegenwart zu verlassen und sich in eine Fantasiewelt zurück zu ziehen. Dissoziierung heißt das in der Psychologie. Diese Geschichte könnte als Fallbeispiel in einem Psychologiebuch stehen, ist aber in ihrer sprachlichen Virtuosität ein ergreifendes Stück Literatur.

Dieser kleine Roman, der so deutlich macht, was ein Kind braucht, ist für LeserInnen geeignet, die sich auch mit belastenden Themen auseinandersetzen wollen.

Rezensent: Lieselotte Diepholz


Personen: Vanderbeke, Birgit

Schlagwörter: Kind Familie Vernachlässigung Traumafolgen

Vanderbeke, Birgit:
Ich freue mich, dass ich geboren bin : Roman / Birgit Vanderbeke. - München : Piper, 2016. - 153 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-492-05754-7

Zugangsnummer: 35497
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher