Lobo Antunes, António
Ich gehe wie ein Haus in Flammen Roman
Bücher

Der portugiesische Gesellschaftsroman lässt einige Hausbewohner auf eine besondere Art Rückschau halten auf ihr Leben.     


Rezension

Der Roman des Fast-Nobelpreisträgers spielt in einem Haus in Lissabon. Hier leben Menschen, die bestimmt werden von Erinnerungen, Sehnsüchten, Versagensängsten und Traumatisierungen: etwa die jüdischen Geschwister aus der Ukraine, der von der Geheimpolizei gefolterte Kommunist, ein Oberst aus Angola, der sich sehnt nach seiner farbigen Haushälterin, die er wie einen gebrauchten Gegenstand zurückgegeben hat. Auf dem Dachboden hockt über allen der autoritäre Diktator Salazar als „das matte Echo einer erloschenen Autorität“, der mit seiner Politik das Leben aller geprägt hat. Faszinierend ist die besondere Erzählweise des Autors. Wie in einem Wimmelbild verknüpfen sich die Motive erst beim genauen, geduldigen Lesen. Erzählt werden „Ereignisse, die als Blasen an die Oberfläche kommen und sich auflösen“. Jede Person besteht aus vielen Stimmen, aus Gerüchen, Redewendungen, fest eingebrannten Bildern, rituellen Handlungen. Oft merkt man erst nach einigen Sätzen, wer und was da eigentlich gemeint ist.

Der originelle Handlungsaufbau und die sich überlagernde Bewusstseinsströme der Personen sind eine echte Herausforderung für ambitionierte LeserInnen und Literaturkreise.

Rezensent: Heidrun Martini


Personen: Lobo Antunes, António Meyer-Minnemann, Maralde

Schlagwörter: Portugal Diktatur

Lobo Antunes, António:
Ich gehe wie ein Haus in Flammen : Roman / António Lobo Antunes. Dt. von Maralde Meyer-Minnemann. - München : Luchterhand, 2017. - 443 S. ; 22 cm. -
ISBN 978-3-630-87502-6

Zugangsnummer: 37020
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher