Ironischer Rückblick auf das DDR-System.
Rezension
20 Jahre nach dem Ende des DDR-Staates bekommt W. eine Einladung zu einem Symposion. Als Untergrunddichter der DDR soll er von seinen Erfahrungen berichten und eine Lesung mit seiner Lyrik halten. Nur, W. hat nie etwas veröffentlicht. Aber dann hält er seine Stasiakte in Händen und erfährt, wie er zu einem "lyrischen Hochsicherheitsrisiko" wurde. W. hatte mit 16 J. Liane aus München kennengelernt und seitdem gehen Briefe, von Ws. Seite auch Liebesgedichte, hin und her. Diese ironisch gebrochenen Gedichte eines Pubertierenden und auch die Vermerke der Stasi dazu sind sprachliche Glanznummern. Abkürzungswahn, immer wiederkehrende formelhafte Begriffe, Satzungetüme mit Genitiv- und Dativkonstruktionen zeigen die Absurdität des Überwachungsstaates. Der Autor ist 1965 geboren und wohl biografisch nicht so leidvoll berührt wie ältere Jahrgänge. Sein W. spiegelt eine Jugend, die durch Literatur, durch Alkohol und die Bekanntschaft mit schrägen Typen den starren Verhältnissen zu entkommen sucht.
Wer ein Gespür dafür hat, dass hinter Kalauern, zugespitzten Klischees und satirischen Brechungen sehr wohl ein ernster Hintergrund durchschimmert, hört die CDs mit großem Gewinn.Rezensent: Heidrun Martini
Serie / Reihe: MDR Sputnik Hörbuch Edition
Personen: Wieland, Rayk
Wieland, Rayk:
Ich schlage vor, dass wir uns küssen : Ungekürzte Lesung / Rayk Wieland. - Leipzig : Buchfunk, 2009. - 4 CDs ; 304 Min. - (MDR Sputnik Hörbuch Edition)
ISBN 978-3-86847-112-0 : EUR 19.90
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - CD