Yasemin steht vor den Trümmern von Wohnung und Leben - und blickt zurück auf Schmerz.
Rezension
Nein, diese Autorin lächelt nicht auf ihrem Innencoverfoto. Sie lässt ihre Protagonistin langsam in einer tristen Hochhaussiedlung mit den Menschen um sie herum ins mittlere Alter heranwachsen und verleiht ihr gegen Ende eine eigene Stimme. Yasemins leibseelische Versehrtheit von der Zeugung an, ihr spirituell überhöhter, deterministischer Deutungsdrang, der alles Gute und Schöne als unverdient kennzeichnet und verleidet, führt in einen Abgrund, dem sie hoffentlich in ihrer 2. Pubertät mit geradem Rücken zu trotzen und durch einen kleinen Hoffnungsschimmer zu entrinnen vermag.
Titel wie Cover sind außerordentlich gut gewählt.
Kaum pädagogische Fingerzeige nutzend vermag es die Autorin, diese graue, dunkle Welt des Gedeuteten, Ungesagten, Ungefragten, in der frau sich schlafwandlerisch im emotionalen Abseits belässt, in der ihre berufliche Selbstständigkeit keine Rolle spielt, wie unter einem Brennglas auszuleuchten.
Rezensent: Frauke Thees
Personen: Ohde, Deniz
Ohde, Deniz:
Ich stelle mich schlafend : Roman / Deniz Ohde. - Berlin : Suhrkamp, 2024. - 248 S. ; 22 cm
ISBN 978-3-518-43170-2
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