Außenseiter Bengt findet in dem obdachlosen Hund Jagger einen radikalen Freund.
Rezension
Jemand die Tür zuhalten mag ein kleiner Spaß sein – je nachdem, wo man sich befindet und wie lange und von wem die Tür zugehalten wird. Bei Bengt (8) geht die Sache eindeutig zu weit. Er wird von drei Nachbarskindern im Müllraum eingesperrt und dort über Stunden allein in der Dunkelheit gelassen. Möglicherweise gibt es Ratten. Zum Retter in der Not wird für ihn Jagger Svenson. Jagger erweist sich als obdachloser vermenschlichter Hund, ist ebenso radikal wie besitzergreifend und wird Bengts Freund. Kein heldenhafter und liebenswerter Gefährte, sondern eine zweifelhafte Figur. Eine, die ihren Zorn auf Ungerechtigkeiten nicht mit friedvollen Gesprächen löst, sondern auf Rache sinnt.
Nicht nur Jagger wirkt befremdlich. Das wirklich traurige und gefühllose Verhalten zeigen hier die Erwachsenen. Sie beschönigen, schauen weg und besitzen keinerlei Gespür für Einsamkeit und Verzweiflung des eigenen Sohnes. Erst ganz am Ende setzt sich die Mutter minimal für Bengt ein. Eine ungewöhnliche Außenseitergeschichte. Mitreißend erzählt, aber irgendwie auch verstörend.
Rezensent: Anna Winkler-Benders
Personen: Nilsson, Frida K., Ulf Buchinger, Friederike
Nilsson, Frida:
Ich und Jagger gegen den Rest der Welt / Frida Nilsson. Ill. von Ulf K. Dt. von Friederike Buchinger. - Hildesheim : Gerstenberg, 2018. - 175 S. : Ill. ; 22 cm. -
ISBN 978-3-8369-5904-9
Erzählungen (9-12 Jahre) - Signatur: Ju 2 - Bücher