Zuerst denkt die Leserin: ein Buch über Mutter und Tochter? Was soll das schon sein. Aber nein. Es ist eine Liebeswucht.
Rezension
Immer wenn die Mutter etwas präzise und ironisch zugleich sagen will, fällt sie ins Jiddische. Schade, dass wir das nicht auch im Jiddischen lesen dürfen. Hinter diesen kleinen Beobachtungen liegt das ganze Universum des Buches. Es ist eine jüdische Welt in New York, in die ich eintauche, eine Welt tapferer Menschen mit Weltwissen und Weltgewissen, es ist das unnachahmliche Lebensverständnis, das Bitterkeit und Lust nebeneinander stehen lassen kann. Vielleicht ist das etwas Jüdisches? Jedenfalls bleibt die Welt des Kindes Erfahrungsraum für alles, was der erwachsenen Frau zustoßen wird. Beziehungen, Arbeit, Emanzipation, Leid - immer wird es am Schtetl in der Bronx gespiegelt. Dabei löst die Macht der Mutter in der Tochter bodenlose Wut aus und gipfelt in weiblich lustvoller Ergänzung, weil die Mutter eine wichtige Ergänzung zu den Befreiungsbestrebungen der sich lösenden Tochter bleibt, die nicht nur einen Generationskonflikt austrägt, sondern den Weg der Frauenbewegung mitgeht.
Für Gespräche über Frauenbefreiung, eine gute Leseempfehlung für Frauen auf der Suche nach Freiheit.Rezensent: Christiane Thiel
Personen: Gornick, Vivian pociao
Gornick, Vivian:
Ich und meine Mutter / Vivian Gornick. Dt. von pociao. - München : Penguin, 2019. - 221 S. ; 22 cm. - Aus d. Engl.
ISBN 978-3-328-60030-5 geb. : EUR 20.00
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: Gor - Buch