Wie der Holocaust und die Erinnerung daran Denken und Leben der zweiten Generation prägt.

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Rezension

„Ich habe mich in der Erinnerung verirrt“, bekennt Bernice Eisenstein, 1949 in Toronto geboren, Lektorin und Illustratorin, Kind von Überlebenden des Holocausts. Vater und Mutter sind den Vernichtungslagern der Nazis entkommen und haben nach dem Krieg in Kanada ein neues Zuhause gefunden. Wie eine Droge hält sie die Erinnerung gefangen – mit diesem Buch, ernst und sensibel, selbstkritisch und auch humorvoll, stellt sie sich schreibend und zeichnend dieser Erinnerung, indem sie die Geschichte ihrer Eltern und ihre eigene Geschichte erzählt. Collageartig erschließt sich das Schicksal der Eltern, polnischer Juden, die sich während der letzten Tage im Konzentrationslager Auschwitz kennen gelernt hatten. Bruchstückhaft werden die Erinnerungen an diese Leidenszeit deutlich. Eisenstein erzählt, wie schwer es für sie war und ist, als Kind mit dieser Geschichte der Eltern umzugehen und zu verstehen. Sie schreibt in einer klaren und doch sehr anschaulichen Sprache, die auch die jiddisch bestimmte Welt ihrer Kindheit sprachlich einbindet – verbunden mit ausdrucksstarken Illustrationen, die teilweise durch ihre Annäherung an den Cartoon die Beklemmung aufbrechen, aber auch deutlich werden lassen, was nicht durch Worte vermittelt werden kann – bis hin zu einer 18-seitigen eingeschobenen Passage, die ganz in Comicform erzählt wird. „Die Erinnerung hat kein Zentrum, ihr Herz schlägt in allen Dingen“ – einem Motto gleich prägt dieser Satz das ganze Buch.

Ein persönliches und sehr ergreifendes Buch, weder nüchtern noch pathetisch, sondern einfühlsam, poetisch und aufrichtig, ein für uns wichtiges, notwendiges Buch der Erinnerung, das Erwachsene wie Jugendliche anspricht.

Rezensent: Dietrich Grünewald

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Personen: Eisenstein, Bernice Heise, Henriette

Schlagwörter: Erinnerung Familie Holocaust