Die im Haushalt eines Erweckungspredigers aufwachsende Johanna hat Gott beständig an ihrer Seite. Das zu erwartende düstere Bild einer religiösen Psychose wird leichthändig umschifft und statt dessen eine schöne und stellenweise sehr zarte Emanzipationsgeschichte erzählt, die zum Glück ohne großen Groll auskommt.
Rezension
Markus, Lukas und Johanna sind die drei Kinder des frommen verwitweten Predigers, der die Kinder mit Hilfe einer taubstummen Kinderfrau und Küchenmagd aufzieht. Das Leben der Familie ordnet sich vollkommen der Berufung des Vaters unter. Beklemmend und zugleich witzig erzählt Schreiber vom Erwachsenwerden der Kinder, vom hilfreichen Mut der taubstummen Else, von der Revolte Lukas´, vom devoten Selbstverlust des Markus und der sklavischen Abhängigkeit Johannas, die sie durch wilde Ausflüge in lustvolle Sexualität zu unterbrechen weiß. Der „ständige Begleiter“ Gott erscheint in unterschiedlichen Rollen und ist – Gott lob – nicht stereotyp despotisch dargestellt. Die Kapitel werden durch dialogische Szenen unterbrochen, in denen sich die erwachsene und mühevoll befreite Johanna auf Augenhöhe mit Gott unterhält. Diese Einschübe haben einen großen Reiz, auch wenn sie ihm Ton gelegentlich an Ester Vilar erinnern.
Für aufgeschlossene LeserInnen.Rezensent: Christiane Thiel
Personen: Schreiber, Claudia
Schreiber, Claudia:
Ihr ständiger Begleiter : Roman / Claudia Schreiber. - München : Piper, 2007. - 221 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-492-04973-3
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher