Erinnerungen ans Elternhaus und die Geburtsstadt Gotha.
Rezension
In großer, fast kindlich naiver Offenheit schreibt die heutige Ehrenbürgerin von Gotha über ihr einst angespanntes, erstaunlich unreflektiertes Verhältnis zum Elternhaus, vor allem zum Vater. Aber auch für die Geschichte der Stadt hat sie sich, während sie dort aufwuchs und in die Schule ging, nicht näher interessiert, war vielmehr der sozialistischen Indoktrination erlegen. Erst lange nach dem Tod der Eltern begann sie mit anderen Augen durch die Stadt zu gehen, ihre Wurzeln zu erkunden, der uralten Stadtgeschichte und der Bedeutung einiger Personen nachzugehen. So gelang nach und nach auch ein anderer Blick auf den Vater, den sie zu Lebzeiten versäumte zu fragen und auch da nicht zugriff, wo er der bereits erwachsenen Tochter seltene Hinweise gab oder Angebote für sein früheres Verhalten gemacht hatte. Nun eine späte Aufarbeitung eigenen Fehlverhaltens und fehlender Neugier, auch verursacht durch Vorurteile innerhalb der Familie, die eine eigene Positionierung verhinderten.
Eine sehr persönliche, unglaublich späte – damit in gewissem Sinn überflüssige und für unsere Büchereien entbehrliche - Auseinandersetzung mit dem eigenen Standpunkt zu politischen Geschehnissen im 20. JahrhundertRezensent: Halgard Kuhn
Serie / Reihe: insel taschenbuch 4751
Personen: Damm, Sigrid
Damm, Sigrid:
Im Kreis treibt die Zeit / Sigrid Damm. - Berlin : Insel, 2020. - 277 S. ; 19 cm - (insel taschenbuch 4751)
ISBN 978-3-458-36451-1
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher