Postnatale Depression, Kindheitstraumata und die Frage nach dem besten Leben: ein erfrischendes Prosa-Debüt.
Rezension
Miryam ist 30 Jahre alt und gerade Mutter geworden. Sie postet Selfies von sich auf Instagram, steuert raffinierte Salate zum Buffet bei der Selbstliebehochzeit einer Freundin bei und informiert sich über bedarfsorientiere Erziehung. Sie will die perfekte Mutter sein, die sie selbst nie hatte. Denn mit der Geburt ihres Kindes, das in weiten Teilen des Romans namenslos bleibt, kommen auch alte Traumata aus ihrer eigenen, von Gewalt geprägten Kindheit wieder hoch. Wie kann sie alles besser machen und verhindern, dass sie alte Muster nachahmt? Unter einer postnatalen Depression leidend verschwindet Miryam zunehmend in den Sozialen Medien, im Online-Shopping und im Schlaf – und als die Beziehung zu ihrem Partner und Kindsvater droht, in die Brüche zu gehen, zieht sie alle Register, um die Kernfamilie intakt zu halten.
Yasmin Polats Debüt erzählt von einem andauernden Ausnahmezustand, der von außen vollkommen normal aussehen muss – und von der Kraft, die es verlangt, sich selbst zu retten.
Rezensent: Mara Becker
Personen: Polat, Yasmin
Polat, Yasmin:
Im Prinzip ist alles okay : Roman / Yasmin Polat. - Hamburg : Goya, 2023. - 333 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-8337-4563-8
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher