Hier erfährt man, was der „Mann auf der Straße“ Kairos denkt. Und kann sich einen Reim darauf machen, dass es nun – endlich – zum Sturz Mubaraks gekommen ist.

---

Rezension

Dies ist der Erstling eines 1962 in Kairo geborenen Betreibers einer Medienagentur, der lange in Paris gelebt hat. Al-Chamissi hat seine 58 Episoden schnörkellos aufgebaut. Sie spielen alle während Taxifahrten im Moloch Kairo und bilden – nach kurzer Beschreibung der oft skurrilen Fahrer und ihrer meist abenteuerlichen Gefährte – im Wesentlichen das Gespräch mit dem Fahrgast, dem Autor selbst, ab.
Er lässt die Männer hinterm Steuer zu Wort kommen. Fast alle erzählen nach kurzer Zeit, was sie umtreibt – wütend, traurig oder sarkastisch. Sie alle leiden an ihrer eigenen wirtschaftlichen Lage und dem Zustand des Landes. Viele üben Kritik an der Arroganz des Regimes Mubarak, in dem eine reiche Machtclique die Bevölkerung auspresst. Manche berichten von Schicksalsschlägen und halten mit Witzen der vorrevolutionären Gesellschaft den Spiegel vor. Ein Leidgeprüfter schildert, wie die Erneuerung seines Taxischeins zur mehrtägigen Ämterodyssee durch einen Sumpf von Bürokratie und Korruption wurde.
Die rund 250.000 Taxichauffeure, die in 88.000 Taxen die von Dauerstau geplagte Nilstadt durchkreuzen, sind eine repräsentative Gruppe, die von der Hand in den Mund lebt. Und als Menschen mit viel Kundenkontakt sind sie nicht um Worte verlegen. Al-Chamissi destilliert daraus Gleichnisse über den täglichen Kampf ums Überleben.

Allen, die sich für Politik allgemein und für die Umwälzungen in der arabischen Welt im Besonderen interessieren, sei dieses leicht zu lesende Buch ans Herz gelegt. Besser als alle Sondersendungen im Fernsehen lässt es die drückende Situation in Ägypten nachempfinden. Denn hier werden – anders als bei Nachrichten – Menschen vor unserem inneren Aug

Rezensent: Kerstin Wohne

---

Personen: al-Chamissi, Chalid Bergmann, Kristina

Schlagwörter: Ägypten