In ihrem kulturhistorischen Buch hat Susanne Schädlich (*1965) ihre Familiengeschichte zwischen DDR und BRD aufgeschrieben.
Rezension
Sie ist Chronisitin und Betroffene zugleich. In der autobiografischen Erzählung schildert die Tochter des Regimekritikers Hans Joachim Schädlich die Zeit nach der Ausreise aus der DDR 1977, ausgelöst durch die Solidaritätsbekundungen der Eltern für den 1976 zwangs-ausgebürgerten Wolf Biermann. Für die damals 12-jährige ist es eine Zeit der Heimatlosigkeit. Den Westen empfindet sie fremder als erwartet. Weil Vater und Mutter an verschiedenen Orten arbeiten müssen, schwebt die Familie in einem Zustand der Auflösung. Ein ständiger Begleiter ist die Angst, unter anderem vor der Beobachtung durch Stasi-Spitzel. Eine krasse Dimension bekommt ihre Geschichte, als Schädlich nach der Grenzöffnung herausfindet, dass ihr Onkel sie im Dienste der Staatssicherheit bespäht hat. Einer der engsten Vertrauten in ihrem Leben wird zum Verräter aller Geheimnisse, die sie ihm mitgegeben hat. Kaum vorstellbar, was solch ein Verrat bedeutet, wie tief er einen Menschen erschüttern kann. Indem sie nicht anklagt, sondern beschreibt, macht Schädlich das Unfassbare fassbar.
Ein Buch für alle, die sich für die deutsch-deutsche Vergangenheit über Faktenwissen hinaus interessieren. Hervorragend für den Einsatz im Schuluntericht oder in Workshops.Rezensent: Ute Lawrenz
Personen: Schädlich, Susanne
Schädlich, Susanne:
Immer wieder Dezember : Der Westen, die Stasi, der Onkel und ich / Susanne Schädlich. - 1. Aufl. - München : Droemer, 2009. - 260 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-426-27463-7
Einzel- und Familienbiografien sowie Briefe und Tagebücher einzelner Personen aus allen Sachgebieten - Signatur: Bb - Bücher