Kracht, Christian
Imperium Roman
Bücher

Südseetraum zwischen Ideal und Scheitern. Die Kokospalme als Höhepunkt einer „deutschen“ Robinsonade.


Rezension

1902 reist der deutsche Apothekergehilfe und Nudist August Engelhardt nach Deutsch-Neuguinea, um dort eine eigenwillige Heilsideologie in die Tat umzusetzen: Die Palme sei das pflanzliche Abbild Gottes und wer von und unter ihr lebt, kann schon vor dem Tod das Paradies erfahren. In der deutschen Kolonie kauft er eine Insel, hat wechselnde Erfolge mit seinen „Jüngern“ aus Deutschland, wird bald verlassen, krank und stirbt.
Kracht erzählt diese Geschichte eines an seinem Südseetraum gescheiterten Deutschen äußerst amüsant und mit dichterischer Freiheit, aber historisch weitestgehend korrekt. Allerdings wird im Gegensatz zu dem realen Engelhardt der des Romans nach dem 2. Weltkrieg von US-Soldaten gefunden und seine Story wird als Hollywood-Traum vermarktet. Der Film, Symbol für das wahre „Imperium“ der marktkonformen Wirtschaft und Unterhaltung, schluckt den Opponenten des Systems.

Kracht stellt ironisch Beziehungen zwischen dem fanatischen Weltverbesserer Engelhardt und dem weltverachtenden Fanatiker Hitler her. So entsteht hoher Diskussionsbedarf.

Rezensent: Rüdiger Sareika


Personen: Kracht, Christian

Schlagwörter: 20. Jh. Kolonialismus Utopie

Kracht, Christian:
Imperium : Roman / Christian Kracht. - Köln : Kiepenheuer & Witsch, 2012. - 242 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-462-04131-6

Zugangsnummer: 29732
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher