Als Kind kämpft Kate um ihr Leben, später um die Unabhängikeit von ihrem Vater, um ihren Mann und ihr Baby. Gibt es für sie Gnade?
Rezension
Ein Glaube, der Sünde und Verdammnis des Menschen predigt, aus der es kein Entkommen gibt. Ein Vater, der diesen Glauben als Reverend lebt und seine Tochter emotional abhängig von sich macht. Eine Mutter, die ihre Tochter dafür hasst. Ein Kind, das sich weigert zu gefallen, zärtlich zu sein, das mit seinem Ernst und seiner Nachdenklichkeit die Erwachsenen provoziert, das alle Bibelstellen, alles, was ihr Vater als Gottes Wort und Wille verkündet, auswendig kann. Diese Sätze dringen auch später immer wieder in Kates Denken, in die Bilder ihrer Erinnerungen ein und verleihen diesem traurigen Leben eine apokalyptische Dimension biblischen Ausmaßes. Die Zeitebenen wechseln rasch wie die Erinnerungen oder Traumbilder. Für sie und für die gegenwärtigen Wahrnehmungen ihrer Heldin findet die Autorin eine gewaltige, mit starken Bildern verblüffende, poetische Sprache, die alles ineinanderfließen lässt und die die Leser:innen hinein nimmt in ein chaotisches, dramatisches Dasein.
Dieses schon 1973 in den USA erschienene Debut der in Deutschland eher unbekannten Autorin ist für literatur- und poesiebegeisterte Leser:innen eine wirkliche Entdeckung!Rezensent: Angelika Barth
Personen: Williams, Joy Wolf, Julia
Williams, Joy:
In der Gnade : Roman / Joy Williams. Dt. von Julia Wolf. - München : dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co.KG, 2024. - 336 S. ; 20 cm. -
ISBN 978-3-423-28399-1
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher