Eine Familiengeschichte in der DDR, die zugleich die Welt umspannt und von Visionen und Irrtümern erzählt.
Rezension
Das Leben ist meistens verwirrend und Ideologien machen fanatisch. Dieses Fazit muss man als Leserin ziehen, wenn man sich durch diese deutsche Familiengeschichte hindurchgelesen hat (genussvoll!), deren Hauptbühne die DDR in ihren ganzen 40 Jahren Existenz ist. Differenziert und manchmal melancholisch lakonisch entsteht ein Bild eines Landes und seiner Menschen, dessen Untergang eine Erlösung aus Lüge und Verfälschung ist. Schade, dass die Akteure dieser Schmach gerade die sind, die sich als Helden des Aufbaus eines anderen Deutschlands feiern lassen. Erschreckend wie schonungslos Runge den lügenreichen Lebensweg des Seniors Wilhelm zu beschreiben versteht, an dessen Lebensende kein Ruhm und keine Liebe stehen. Die Frauen der Familie sind ehrlicher, aber auch verletzter. Allerdings ist die Partnerin Wilhelms, Charlotte, über deren Beweggründe mit dem ungeliebten "Kampfgefährten" zusammen zu bleiben, das ganze Buch schweigt, auch korrumpierbar. Am Ende bleibt nur die Flucht. Wohin nur?
Ein sehr empfehlenswertes Buch, das sich auch für Gesprächskreise und Literaturgottesdienst eignet. Ausgezeichnet mit dem Deutschen Buchpreis 2011.Rezensent: Christiane Thiel
Personen: Ruge, Eugen
Ruge, Eugen:
In Zeiten des abnehmenden Lichts : Roman einer Familie / Eugen Ruge. - Reinbek : Rowohlt, 2011. - 432 S. ; 22 cm
ISBN 978-3-498-05786-2
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher