Eine quälende Selbstbefragung zu den Themen der Gegenwart zwischen Greta Thunberg und Krieg in der Ukraine.
Rezension
Stadler befragt sich selbst und schont sich nicht. Dabei umkreist er nicht nur die Medikamente, die er zu nehmen hat, sondern auch die Differenz zwischen dem Autorenfoto des Verlags und seinem wahren Gesicht. Bei einer Lesung im feinen Schloss kommt es zu einem unangenehmen Gesprächsgang, in dessen Verlauf er als „alter weißer Mann" tituliert wird. Getroffen und erschüttert über seine anschließende Sprachlosigkeit, oder die Unfähigkeit des Publikums, ihn zu verstehen, gerät er in eine innere Zwiesprache über den Zustand der Gegenwart, sein Bild der Welt, seine Einschätzung der Umstände und seine Erwartungen an die Zukunft. Nachdem er den ersten Schreck verdaut hat, reist er auf eine griechische Insel, um sich vom Meer trösten zu lassen. Das will auch nicht recht gelingen.
Also: das ist ein Buch für alte weiße Männer (und Frauen). In jedem Satz kann man sich als westdeutscher Bildungsbürger mit sicherem Einkommen und einem Hang zu Auto und zu den Inseln wiedererkennen.Rezensent: Christiane Thiel
Personen: Stadler, Arnold
Stadler, Arnold:
Irgendwo. Aber am Meer : Roman / Arnold Stadler. - Frankfurt am Main : S. Fischer, 2023. - 223 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-10-075131-7
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher