Neun Geschichten über gescheiterte Beziehungen meist älterer Männer mit losem Bezug zu irischem Hintergrund.
Rezension
Es sind gutsituierte Rechtsanwälte, Makler, Businessmen, fast alle mit irischen Wurzeln, oder mit irisch-stämmigen Ex-Frauen, die auf die Brüche in ihrem Leben zurückschauen. Sie reflektieren ihre Vergangenheit, rätseln über ihre gegenwärtige Situation. Nostalgisch, melancholisch und ergeben lakonisch wird so der Grundton dieser in erlebter Rede und Bewusstseinsstrom erzählten Geschichten. Die genau beobachteten aber äußerst knapp gehaltenen Notationen emotionaler Befindlichkeiten sind reizvoll, verraten den noch heute ungebrochenen Einfluß Hemingways, der sich durch die "creative writing"-Kurse amerikanischer Universitäten in der amerikanischen Literatur durchgesetzt hat und zu einer oft beiläufig daherkommenden Monotonie führt. Ähnlich hier, aber bei Fords Geschichten werden gelegentlich Tiefenschichten der Psyche freigelegt, die ihn herausheben. Eine unterhaltsame Sammlung von Erzählungen, stereotyp durch die lediglich variierte Grundsituation.
Der politisch-gesellschaftliche Krisenzustand der USA in der Vor-Trump-Ära bildet den Hintergrund dieser Geschichten und verhilft zu morbidem Reiz. Unterhaltsam, ohne dem Leser allzu große Aufmerksamkeit abzuverlangen. Der Altersstil von Ford entführt den Leser in eine wohlige, leicht depressiv angehauchte Stimmung.Rezensent: Hans-Wolfgang Schaller
Personen: Ford, Richard Heibert, Frank
Ford, Richard:
Irische Passagiere : Erzählungen / Richard Ford. Dt. von Frank Heibert. - München : Hanser Berlin, 2020. - 285 S. ; 22 cm. - Aus d. Engl.
ISBN 978-3-446-26588-2 geb. : EUR 22.00
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: For - Buch