Ein russischer Generationsroman, der uns Russland und seine Menschen näher bringt.
Rezension
Schließt man am Ende den Buchdeckel, darf man sich fragen, ob es familiäre Gene der Kreativität, des Widerstands, des Querdenkens gibt? An die große russische Tradition anschließend liegt uns hier ein Familienroman der Extraklasse vor. Wer sich die Zeit nimmt ihn zu lesen, der erlebt geradezu mit, wie sich über die Generationen, die sich nicht persönlich kennengelernt haben, soziale Schemata wiederholen. Während die Enkelin die Briefe des ihr unbekannten Großvaters liest, erzählt sie gleichzeitig ihre eigene Geschichte. Als Gelegenheitsbühnenbildnerin mit einem Sohn schlägt sie sich durch ihr streckenweise chaotisches Leben. Ihr Großvater hätte es gut haben können, kritisierte aber lebenslang die Machthaber nach der russischen Revolution und verbrachte deshalb quasi sein ganzes Leben in der Verbannung. Darüber verlor er Frau und Kind, aber nicht seine unbändige Kraft. Diese gleiche Kraft demonstriert seine Enkelin eindrücklich, als ihr Sohn auf die schiefe Bahn gerät.
Ein Roman, der gleichzeitig eine soziologische Familienstudie ist.
Rezensent: Dirk Purz
Personen: Ulitzkaja, Ljudmila Braungardt, Ganna-Maria
Ulitzkaja, Ljudmila:
Jakobsleiter : Roman / Ljudmila Ulitzkaja. Dt. von Ganna-Maria Braungardt. - München : Hanser, 2017. - 603 S. ; 22 cm. -
ISBN 978-3-446-25653-8
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher