Wenn die romantische Liebe alles ist, dann bleibt am Ende nicht mehr als Bausparvertrag und Kinderwunsch. Ein Käfig.
Rezension
Die junge Autorin schreibt bedrückend ausweglos ein Kammerspiel von dramatischer Kraft wie "Nora oder ein Puppenheim" von Henrik Ibsen. Auf den ersten Seiten wird klar, dass das nur böse ausgehen kann, was sich da als Gebräu von Verlassenheit, Karriereplänen, Krediten und Möbelkatalogen auf dem Wohnzimmertisch der Schwiegermutter zusammenbraut. Erzählende Passagen, in denen die hilflose Öde der langweiligen Beziehung gnadenlos abgebildet wird, wechseln sich mit Aufzählungen von Vorurteilen, Mutmaßungen und Ratschlägen. Der schwangere Bauch wird zum Auslöser einer wirtschaftlichen Betriebsamkeit, die die Leere zwischen den Menschen nur vorübergehend überbrücken kann. Das ist feministische Literatur einer jungen Generation, deren Gegenstand allerdings die älteren Leserinnen unter uns als überwunden vermuteten, jetzt mit neuer Schlagkraft in den Magen fährt. "Mädchen", möchte ich rufen, "wo hast du deine Gedanken? In die Falle musst du doch nicht tappen!" Hat denn alles nix genützt?
Sehr gut geeignet für Frauengesprächskreise, Frauengottesdienst, Ehevorbereitunsgskurs.Rezensent: Christiane Thiel
Personen: Raich, Tanja
Raich, Tanja:
Jesolo : Roman / Tanja Raich. - München : Blessing, 2019. - 221 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-89667-644-3
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher