Roman um das Leben des sudetendeutschen Jungen Josef, der inzwischen als alter Mann in Norwegen lebt.
Rezension
Helen reist in einen norwegischen Nationalpark, um dort Klarheit über den Tod ihrer Urgroßmutter Else zu erhalten. Vermutlich ist Josef (Josse), der inzwischen in Norwegen ein Eremitendasein pflegt, für deren Tod verantwortlich. Das Ganze beginnt 1930, da zieht der fünfjährige Josef mit seiner Mutter zu den Großeltern in ein Sudetendorf. Der Großvater schlägt den Jungen, auch sonst ist das uneheliche Kind nicht gewollt, seine Mutter ist mit der Erziehung des Sohnes überfordert. Der SA Mann Wilhelm Reckzügel nimmt den Jungen in Obhut und bringt ihn in seiner Familie unter. Wilhelm macht Josef zu seinem Handlanger, der das ganze Dorf bespitzelt. Der Junge erlebt Szenen unheimlicher Intensität, z.B. die Bücherverbrennung in Berlin oder das Umfeld der Olympiade 1936. Auch erlebt Josef seine Rolle in der Hitlerjugend positiv. Personen wie Helen, der Pfarrer oder Else bleiben leider oberflächlich, die Perspektive der NS-Täter wird dagegen detailliert ausgeleuchtet.
Ein gewollt guter Roman, der die NS-Zeit bewusst macht, der Bezug zur Aktualität ist da, rechtes Gedankengut drängt heutzutage wieder stärker in die Mitte der Gesellschaft. Die Umsetzung hat aber zu viel „Zeigefingercharakter“.Rezensent: Martin Ertz-Schander
Personen: Rehse, Angelika
Rehse, Angelika:
Josses Tal : Roman / Angelika Rehse. - Bielefeld : Pendragon, 2023. - 399 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-86532-831-1
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher