Kain, der Brudermörder, "unstet und flüchtig auf Erden", wandert durch Schauplätze des Alten Testaments.
Rezension
Kain rebelliert gegen seinen Gott, einen ungerechten, unberechenbaren, neidischen, eifersüchtigen Despoten. Er ist anwesend bei der Opferung Isaaks, der Zerstörung von Sodom und Gomorrha, dem Turmbau zu Babel und bei unsäglichen Kriegshandlungen.Schliesslich durchkreuzt er die Pläne dieses Gottes. Der Roman, wie bei Saramago zu erwarten, elegant und ironisch geschrieben, gut übersetzt von Karin von Schweder-Schreiner, mag auf der Iberischen Halbinsel einen Skandal ausgelöst haben, bei uns wirkt er wie eine verspätete Schlacht nach längst vergangenen Kriegen. Dieses archaische Gottesbild verändert sich schon in der Bibel; Aufklärung, Religionskritik und moderne Theologie haben dazu verholfen, mythische Texte anders zu lesen als Geschichtsschreibung. Rationales Bewusstsein führt einen Mythos schnell ad absurdum;aber er entreisst ihm nicht sein Geheimnis. Schade, dass der letzte Roman des grossen Romanciers Saramago sich einem so abgestanden Sujet widmet!
Das Buch wird in Ev. Büchereien nicht sehr viele Leser finden, zumal die Story sehr konstruiert wirkt.Rezensent: Lieselotte Diepholz
Personen: Schweder-Schreiner, Karin von Saramago, José
Saramago, José:
Kain : Roman / José Saramago. Dt. von Karin von Schweder-Schreiner. - Hamburg : Hoffmann & Campe, 2011. - 174 S. ; 22 cm. -
ISBN 978-3-455-40295-7
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher