Jeanne Diesteldorf bricht mit dem Tabu: In der Sammlung „(K)EINE MUTTER“ porträtiert sie Frauen, die abgetrieben haben.
Rezension
Jeanne Diesteldorf will einen Raum schaffen für die Stimmen, die in der öffentlichen Debatte um Abtreibung, zu kurz kommen: Frauen, die selbst diese Erfahrung gemacht haben. Gemeinsam mit der Fotografin Laura Wencker besucht sie die Protagonistinnen und erzählt von deren Erfahrungen: 12 Frauen in verschiedenen Lebenssituationen – divers in Alter, Beruf, Wohnort - nicht allerdings in ihrer Herkunft. Von der Entscheidung bis zum Tag des Abbruchs, von Selbstbestimmung bis hin zu Konflikten werden Erfahrungen sichtbar gemacht, sodass eine persönliche Annäherung an das Tabuthema jenseits von hitzigen Debatten möglich wird. Immer wieder kommen eindringlich die Hindernisse auf dem Weg zur körperlichen Selbstbestimmung zur Sprache: die unklare rechtliche Situation oder bürokratische Hürden etwa. Besonders beeindruckend ist die sensible Darstellung: stets respektvoll, nie voyeuristisch. Texte und Fotografien bilden dabei eine starke Einheit, ergänzt durch ein kluges Vorwort von Teresa Bücker.
Eine Bereicherung für alle Leser*innen, die weniger theoretische Inhalte als vielmehr neue Impulse suchen und ein hilfreicher, berührender Zugang zu einer hochrelevanten Thematik.Rezensent: Sofie Fiebiger
Personen: Diesteldorf, Jeanne Bücker, Teresa Wencker, Laura
Diesteldorf, Jeanne:
(K)eine Mutter : Abtreibung. Zwölf Frauen erzählen ihre Geschichte / Jeanne Diesteldorf. Vorwort von Teresa Bücker. Fotos von Laura Wencker. - Köln : Kiepenheuer & Witsch, 2021. - 237 S. : Ill. ; 19 cm
ISBN 978-3-462-00210-2
Soziologie, gesellschaftliche Gruppen, soziale Fragen - Signatur: Sb - Bücher