Journalist recherchiert in der Psychiatrie und verliert beinahe den Verstand.
Rezension
Der Journalist Poninger, ehemals Student der Medizin, liefert sich für eine Reportage selbst in die Psychiatrie ein. Heimlich berichtet er seinem Redakteur Herhagen von seiner Behandlung durch eine junger Assistenzärztin, die frappierende Ähnlichkeit mit Poningers verflossener Liebschaft, der Filmemacherin Rabea, hat. Erinnerungen an seine eigene exzessive und an Paranoia grenzende Eifersucht beginnen Poninger zu beunruhigen. Als sich die Indizien für psychiatrische Experimente an seinem Zimmergenossen Burkhard, einem ehemals führenden linken Intellektuellen, häufen, wittert Poninger den ganz großen journalistischen Coup. Doch das Netz aus Vermutungen, Träumen und Erinnerungen spinnt sich irgendwann so dicht, dass man sich zu fragen beginnt: ist Poninger einem medizinischen Skandal auf der Spur oder wandert er bereits selbst auf dem schmalen Grad zur Psychose. - Daniel Grohn studierte Philosophie und Medizin und verarbeitet seine Erfahrungen in beiden Disziplinen gewinnbringend in Prosa. Es gelingt auf beeindruckende Art und Weise, den Leser gemeinsam mit dem Protagonisten Poninger in Zweifel zu stürzen über das Vertrauen in die eigenen Erinnerungen, die Fakten und das System der Psychiatrie. Obwohl die Erzählstruktur und Sprache Grohns recht konventionell ausfallen, ist es doch der gelungene Effekt der Verunsicherung der alltäglichen Wahrnehmung, der das Buch interessant macht.
Anregender Stoff für eine breite Zielgruppe. Auch die Spannung kommt nicht zu kurz, wenn man sich am Ende als LeserIn verunsichert fragt: Kind oder doch Zwerg?Rezensent: Nils Hanwahr 06.12.06
Personen: Grohn, Daniel
Grohn, Daniel:
Kind oder Zwerg : Roman / Daniel Grohn. - 1. Aufl. - München : Dt. Verl.-Anst., 2006. - 317 S. : 21 cm
ISBN 978-3-421-05785-3 geb. : EUR 17.90
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