Über die Illusionen und Desillusionen eines jugendlichen Fernreisenden.
Rezension
Früher reisten junge Menschen zu den traditionellen Kulturstätten Europas, um ihre klassische Bildung zu vollenden. Heute liegen die begehrten Ziele möglichst weit weg, in Neuseeland, Australien oder wie hier, in Kirgistan. Jonas Reise durch ein armes, unwirtliches, dennoch gastfreundliches Land ist von Getriebensein und Zufällen gekennzeichnet, die menschlichen Begegnungen austauschbar und unverbindlich. Entscheidungswillen zeigt Jonas nur da, wo es gilt, die Partnerinnen kurzer Liebesbegegnungen zu verlassen, um sich einem neuen, unbekannten Ziel zuzuwenden. Da ist die alleinreisende, aufdringliche Österreicherin Uta, die verschlossene und abweisende Ukrainerin Olga und die nach Reiseführer vorgehende, gänzlich banale Französin Camille mit ihrem schweigsamen Freund Roger. Reisen erscheint hier als Versuch, die Zeit anzuhalten, Verzögerung und Aufschub von Entscheidungen; weniger Suche als Flucht vor den unerbittlichen Konsequenzen des Lebens, für die die notwendige Reife fehlt.
Ein romanhafter Reisebericht mit wenig Spannung, dennoch lesenswert für jemanden, der etwas über Reiselust und Reisefrust junger Menschen erfahren will.Rezensent: Barbara von Korff-Schmising
Personen: Sprenger, Jan
Sprenger, Jan:
Kirgistan gibt es nicht : Roman / Jan Sprenger. - Berlin : Rowohlt Berlin, 2012. - 238 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-87134-750-4 geb. : EUR 18.99
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