Porträts chinesischer Einzelkinder, die das Bild einer deformierten Generation ergeben.
Rezension
Die chinesische Journalistin Xinran lebt seit 1999 in London, sie publiziert und doziert weltweit über China, das sie häufig bereist. Ihre „Mother’s Bridge of Love“ kümmert sich um chinesische Kinder in europäischer Pflegschaft, die ihre Familien verlassen mussten. Hintergrund ist die Ein-Kind-Politik, die von 1979 bis Anfang 2016 galt. Sie führte zu einem enormen Männerüberschuss (viele Mädchen wurden verstoßen oder getötet). Zudem sind heute viele der Einzelkinder, aufgewachsen zwischen Erwartungsdruck, Einsamkeit und Überbehütung, unselbständig, labil und sozial eingeschränkt. Dies und die Folgen für die Gesellschaft zeigt Xinran an jungen Chinesen, die in den Westen gezogen sind. Obwohl Mitte zwanzig, sind sie kaum fähig, ihren Alltag zu bewältigen. Ihr spätes Erwachsenwerden gestaltet sich schmerzhaft. Dass die Autorin ihre Rolle als „Entwicklungshelferin“ dieser Einzelkinder überbetont und die Gespräche mit ihnen allzu ausführlich schildert, fällt negativ auf an dem klugen Buch.
Die Autorin gibt Westlern Einblicke in Denken und Zerrissenheit sowie die tiefen gesellschaftlichen Verwerfungen ihrer alten Heimat. Allen an China Interessierten empfohlen.Rezensent: Kerstin Wohne
Personen: Gräbener-Müller, Juliane Xinran
Xinran:
Kleine Kaiser : Geschichten über Chinas Ein-Kind-Generation / Xinran. Dt. von Juliane Gräbener-Müller . - München : Droemer, 2016. - 375 S. ; 22 cm. -
ISBN 978-3-426-28148-2
Staat, Politik - Signatur: Sa - Bücher