Schilderungen über eine Kindheit unter den Zwängen der chinesischen Kulturrevolution.
Rezension
Die Protagonistin (Jahrgang 1957) wächst unter sehr beengten Verhältnissen bei ihrer Großmutter in der Nähe des Platzes zum Himmlischen Frieden auf, erlebt seit frühster Kindheit dort die großen Aufmärsche der kommunistischen Partei, folgt begeistert den Parolen Maos, die schon den Kleinsten eingetrichtert werden. Später nimmt Cui an den anstrengenden langen Märschen bis zur körperlichen Erschöpfung als hochdekorierte Rotarmistin teil und meldet sich nach dem Schulabschluss freiwillig zum Arbeitseinsatz beim Bauern in einer entlegenen Bergregion Zentralchinas. Hier wird ihr allmählich klar, dass sie in unreflektierter Linientreue aus verblendetem Idealismus ihre Kindheit und Jugend verbracht hat und der von Mao propagierte 'Sprung nach vorn' ein Fehlschlag ist, da die Stadtjugend durch ihren Einsatz keineswegs eine verbesserte Lage für die armen Bergbauern bewirken kann. Zudem ist ihnen, wie Cui erst spät erkennt, seit frühester Kindheit individuelle Entwicklung von der omnipotenten und überall präsenten Partei vorenthalten worden.
Der sehr detailreiche Bericht vermittelt außer der politischen Entwicklung und Umstrukturierung durch die Kulturrevolution auch viel von den traditionellen Sitten und Gebräuchen in China, die durch die gesellschaftspolitischen Veränderungen in Vergessenheit zu geraten drohen. Ein Buch, das hilft, die fremde Supermacht China zu verstehen.Rezensent: Halgard Kuhn
Personen: Jie, Zhao
Jie, Zhao:
Kleiner Phönix : Eine Kindheit unter Mao / Zhao Jie. - München : Blessing, 2013. - 719 S. : Ill. ; 22 cm
ISBN 978-3-89667-498-2 geb. : EUR 24.99
Lebensbilder, Briefe und Tagebücher einzelner Personen - Buch