Die Suche nach den Gründen für den Selbstmord seines Bruders verbindet der Autor mit der Kulturgeschichte des Koalas.
Rezension
Die eine Hälfte des Romans hat die Spurensuche des Erzählers nach dem Leben seines Bruders zum Thema, der sich umgebracht hat. Er sucht nach Selbstmördern in Kunst und Literatur und findet keine Erklärung. - Die andere Hälfte besteht aus einer Kulturgeschichte des Koalas, seinem ersten Auftauchen in Australien bis zu seiner Fast-Auslöschung. Damit wird zugleich die Besiedlung Australiens erzählt. Hier zeigt der Autor wieder sein bekanntes politisches Engagement: Er prangert die Umstände der Kolonialisierung und den Umgang mit der Natur an. Die beiden Teile sind dadurch verbunden, dass der Pfadfinder-Name des Bruders Koala war, und Bärfuss verstehen will, wie und ob die Eigenschaften des phlegmatischen Tiers auf seinen Bruder zutrafen. Denn vom Namen "Koala" leitet der Erzähler dessen Eigenschaften ab: Seine Faulheit und die Verweigerung eines typischen bürgerlichen Lebensentwurfs mit Beruf und Familie. Fazit des Autors: Erstaunlich ist nicht, dass einer sich tötet. Erstaunlich ist, dass wir noch immer und trotz allem leben. (Nominiert für die Longlist zum Deutschen Buchpreis 2014.)
Eine durchaus faszinierende, anspruchsvolle Lektüre, völlig anders als der letzte aufwühlende und schockierende Roman "Hundert Tage". Geübten LeserInnen anspruchsvoller Romane und damit Büchereien mit entsprechender Leserschaft gern empfohlen.Rezensent: Ileana Beckmann
Personen: Bärfuss, Lukas
Bärfuss, Lukas:
Koala : Roman / Lukas Bärfuss. - Göttingen : Wallstein, 2014. - 182 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-8353-0653-0 geb. : EUR 19.90
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