Der Tod des Großvaters wird für die engsten Angehörigen zum Anlass, sich den Lebenslügen zu stellen.
Rezension
Der Titel ist ein Widerspruch in sich: Nomaden siedeln nicht. Aber gerade in seiner Widersprüchlichkeit ist der Titel Programm. Die Personen dieses Kammerspiels besitzen einen festen Ort, das Vaterhaus, mit dem sie verbunden sind; jedoch haben sich im Laufe der Zeit alle Bindungen gelockert, so dass die Menschen wie fremd nebeneinander durch das Leben ziehen, unfähig, miteinander zu sprechen. Die Vereinzelung der Protagonisten spiegelt sich in der Form.Jedes Kapitel widmet sich in erster Linie einer Person, die nur lose auf die anderen bezogen wird. Nach jedem Kapitel ein scharfer Schnitt. Dadurch wirkt der kleine Roman konzentriert und geschlossen; denn Inhalt und Form ergeben eine perfekte Einheit. Erst die allerletzten Sätze gerieren eine Hoffnung auf Annäherung.
Empfehlenswert für LeserInnen, die unkonventionelle Erzählweisen lieben.Rezensent: Lieselotte Diepholz
Personen: Lichtenberg, Bernd
Lichtenberg, Bernd:
Kolonie der Nomaden : Roman / Bernd Lichtenberg. - 1. Aufl. - Berlin : Rowohlt, 2010. - 220 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-498-03922-6
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher