Ein Literaturprofessor verliert sein Gedächtnis und entdeckt die Welt neu, bis ihn seine Einsamkeit zu einem riskanten Experiment teibt.

---

Rezension

Samson Green, eigentlich Dozent für Literatur in New York, wird orientierungslos in der Wüste von Nevada aufgefunden. Ein Hirntumor erfordert eine sofortige Operation, die zwar sein Leben rettet, ihn doch aller Erinnerungen nach seinem 12. Lebensjahr beraubt. Der erwachsene Mann, dessen größter Wunsch es ist seine Mutter zu sehen, erkennt weder seine Kollegen und Studenten noch seine Frau Anna wieder. Scharfsinnig erkundet Samson Wege aus seiner erinnerungslosen Isolation, doch es ist schwer, die Fäden gemeinsamer Vergangenheit wiederaufzunehmen. Unbeholfen im sozialen Umgang und konfrontiert mit der Liebe Annas geht Samson schließlich auf die Offerte des Wissenschaftlers Ray ein, der ihm die Lösung verspricht. In einem gewagten Selbstversuch lässt sich Samson die Erinnerung eines Kriegsveteranen mittels Rays zweifelhafter Methoden einpflanzen. Was die schwarze Leere des Vergessens füllen sollte, wird für Samson schließlich zur Qual. - Auch wenn der ansonsten sorgfältig recherchierte neurobiologische Hintergrund teils an science fiction grenzt, ist ‚Kommt ein Mann ins Zimmer’ doch eine äußerst einfühlsame Studie eines sorgfältig erdachten Experiments. Mit den Augen des gedächtnislosen, aber hoch sensiblen Samson gelingen Nicole Krauss einfühlsame Beobachtungen über Beziehung, Nähe und Liebe, die aus anderer Perspektive kaum glaubhaft erschienen.

Eine bewegende Geschichte, die viel Stoff zu den Themen Erinnerung, Liebe, Heimat und Freunde liefert. Auch wer sich für die Debatte in der Neurobiologie interessiert, findet hier eine sorgfältig recherchierte Geschichte mit kleinen Ausflügen zur science fiction.

Rezensent: Nils Hanwahr

---

Personen: Krauss, Nicole Osterwald, Grete

Schlagwörter: Erinnerung Selbstfindung