Broeckhoven, Diane
Kreuzweg Roman
Bücher

Ein Rückblick auf den schwer belasteten und beklemmenden Lebensweg einer jungen Frau.


Rezension

Diane Broeckhoven hat sich erneut einem schwierigen Thema zugewandt. War es in „Ein Tag mit Herrn Jules“ das Thema „Abschied und Tod“, so geht es jetzt um den folgenschweren Missbrauch durch den eigenen Vater. Als reife Frau schreibt Judith, deren Namen wir erst auf der letzten Seite erfahren, sich frei von den Schatten der Vergangenheit. Erst jetzt kann sie Worte finden für das Geschehene, das die Autorin mit einem überzeugenden erzählerischen Kunstgriff mit inneren Parallelen zu den 15 Kreuzwegstationen und der Passion Jesu verknüpft. Mit 16 Jahren geht Judith auf eigenen Wunsch in ein französisches Internat, weit weg von zu Hause, weg von den Dienstagen, an denen sie ohne die Mutter mit dem Vater allein ist. Durch den plötzlichen Tod der Mutter aber muss sie wieder zurück in ihr altes Leben. Was sie erzählen will, klingt immer an, wird aber lange nicht direkt ausgesprochen. So werden die Lesenden mit einbezogen in ein Netz aus Sprachlosigkeit und Verdrängung, das erst nach vielen Jahren durch das niedergeschriebene Wort aufreißt.

Psychologisch stimmig und hervorragend erzählt für alle, die bereit sind, sich einem belastenden Thema auszusetzen.

Rezensent: Heidrun Martini


Personen: Hessel, Isabel Broeckhoven, Diane

Schlagwörter: Missbrauch Inzest

Broeckhoven, Diane:
Kreuzweg : Roman / Diane Broeckhoven. Dt. von Isabel Hessel. - München : Beck, 2012. - 124 S. ; 21 cm. -
ISBN 978-3-406-63941-8

Zugangsnummer: 30452
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher