Spiegel-Journalist Hasnain Kazim beleuchtet das Ende der Demokratie in der Türkei.
Rezension
Energisch hat Präsident Erdogan in den vergangenen Jahren daran gearbeitet, die Türkei in einen islamistischen Führerstaat umzubauen. Nun ist er praktisch am Ziel: Presse und Justiz sind gleichgeschaltet, jede oppositionelle Kritik am Präsidenten gilt mittlerweile als Verbrechen. Mit den fadenscheinigsten Gründen werden Tausende in Gefängnisse geworfen, bevorzugt Journalisten. Gleichzeitig provoziert Erdogan Konflikte mit anderen Ländern, geht gewaltsam gegen die Kurden vor, schwelgt in Großmachtphantasien. Auch Hasnain Kazim bekam als Spiegel-Korrespondent Erdogans Zorn wegen unbotmäßiger Berichterstattung zu spüren, er wurde nach drei Jahren in der Türkei 2016 zur unerwünschten Person erklärt. In „Krisenstaat Türkei” verarbeitet er seine Erlebnisse am Bosporus, bietet interessante Einblicke in Geschichte und Kultur des Landes und liefert das Psychogramm einer Gesellschaft, deren Mehrheit dem Autokraten Erdogan immer noch zujubelt. Ein trauriger Abgesang auf eine Demokratie.
Informatives Sachbuch zur aktuellen Lage in der Türkei.Rezensent: Michael Freitag
Personen: Kazim, Hasnain
Kazim, Hasnain:
Krisenstaat Türkei : Erdoğan und das Ende der Demokratie am Bosporus / Hasnain Kazim. - München : Dt. Verl.-Anst., 2017. - 250 S. ; 22 cm
ISBN 978-3-421-04784-7
Staat, Politik - Signatur: Sa - Bücher