Als Entwicklungsroman ausgegebene Darstellung der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts.
Rezension
Willem (Anklang an Goethes Willhelm Meister) ist Erbe der traditionsreichen Bremer Stickerei Kronhardt. Er weicht den Erziehungsversuchen von Mutter und Stiefvater aus, erlebt aus der Perspektive eines Sofaphilosophen Deutschlands Geschichte vom Wiederaufbau bis heute, reflektiert vor sich hin und bleibt, wer er von Anfang an war. Von Entwicklung oder gar fruchtbarer Durchdringung historischer Problemlagen erfährt der geduldige Leser allerdings nichts. Ein Entwicklungsroman ist dies jedenfalls nicht. - Die durchgehende indirekte Rede als Stilprinzip ermüdet den Leser und hält die Figuren des Romans in unverbindlicher Distanz. Das führt zu einer verstörenden Mischung aus Klischee und romantisch angehauchter faszinierender Naturbeschreibung, zu chaotischer Häufung weltanschaulicher Versatzstücke die kaleidoskopartig durcheinander purzeln und zu durchaus amüsanten und überraschenden ideologischen Querverweisen. Alles 'verschmiert', um das Lieblingswort des Romans zu zitieren.
Ein allzu langer Roman, dem ein energisches Lektorat gut getan hätte.Rezensent: Hans-Wolfgang Schaller
Personen: Dohrmann, Ralph
Dohrmann, Ralph:
Kronhardt : Roman / Ralph Dohrmann. - Berlin : Ullstein, 2012. - 920 S. ; 22 cm
ISBN 978-3-550-08878-0 geb. : EUR 24.99
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