Menschenhandel betrifft Frauen, oft sehr junge. Kukolka - Püppchen - ist ein hilfloser Mensch in den Fängen des Grauens.
Rezension
Die Kindheit im postsowjetischen Kinderheim ist trostlos und von Willkür geprägt. Die Flucht in die Hände eines Bandenchefs, der Kinder für sich klauen und betteln lässt, scheint da eine warme Alternative. Wenigstens gibt es in all dem Schmutz so etwas wie Vertrauen, manchmal Freundschaft. Das alles basiert auf Ahnungslosigkeit und ermöglicht grausame Ausbeutung. Nachdem eine Freundin stirbt und eine Konkurrentin bei einer illegalen Abtreibung verblutet, dämmert dem Püppchen, dass diese schäbige Heimat ein schrecklicher Ort ist. Die Flucht in die Arme eines smarten Schönlings ist - für die Leserin absehbar - keine wirkliche Erlösung, sondern eine schiefe Ebene in Prostitution und Medikamentenmissbrauch. Vieles an diesem Roman ist bekannt aus anderen Büchern oder Filmen, dennoch ist der Klang des Buches sehr authentisch und bewegend menschlich. Die Autorin findet sich in eine Sprache, deren Furchtlosigkeit die eigene Angst weckt. Der Roman schärft die Sinne und das Verantwortungsgefühl.
Zur Auseinandersetzung mit Frauen- und Menschenhandel, ein Filmabend: "Lilja 4-ever" kommentiert das Buch hervorragend.Rezensent: Christiane Thiel
Personen: Lux, Lana
Lux, Lana:
Kukolka : Roman / Lana Lux. - Berlin : Aufbau, 2017. - 375 S. ; 22 cm
ISBN 978-3-351-03693-5
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher