Kunst und Religion in ihrer Konkurrenz als Instanzen zeitkritischer Deutungsmacht.
Rezension
Wils beschreibt die verschiedenen Künste als Ausdruck der kreativen Möglichkeiten von Individuen. Religion versteht er als Umschreibung all jener Äußerungen, mit denen Menschen versuchen, ihre Ahnungen von Spiritualität, Moralität und subjektiver Gotteserfahrung zu artikulieren. Große Kunst entsteht für Wils aus dem gewagten Spiel von Intelligenz, Kreativität und Transzendenz. Als Professor für Theologie und Philosophie vermeidet er es, der Kunst Qualitäten wie „Heilung, Heil oder Erlösung“ zuzuschreiben. Dagegen zeigt er, wie Kunst Prozesse der „Verletzung und Verheilung“ sichtbar machen kann. So hält Wils Abstand zur Religion, ohne ihre Perspektive ganz zu verlassen. Er spielt aber nicht die Museen gegen die Kathedralen aus. Wils warnt vor der Vereinnahmung der Künste durch die Kirchen und eröffnet neue Wege, ästhetische Erfahrung theologisch zu interpretieren.
Ein wissenschaftlicher Essay über die Chancen der Künste, mit „Bildern“ zum Verständnis menschlichen Seins beizutragen. Das Buch fordert konzentrierte Lektüre und Fachwissen.Rezensent: Rüdiger Sareika
Personen: Wils, Jean Pierre
Wils, Jean Pierre:
Kunst. Religion : Versuch über ein prekäres Verhältnis / Jean Pierre Wils. - Tübingen : Klöpfer & Meyer, 2014. - 270 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-86351-082-4
Kunstgeschichte (Gesamt- und Einzeldarstellungen) - Signatur: Kb - Bücher