Verschachtelter Roman über das Leben eines Schriftstellers, Pastors und postmodernen Heiligen.
Rezension
In 48 nicht chronologisch geordneten Abschnitten erschließen sich den Leser*innen nach und nach einzelne Stationen der Biografie des Protagonisten Tobias Becker: Kindheit und Jugend in der niedersächsischen Provinz, Schriftsteller-Studium am Literaturinstitut in Hildesheim, Bekehrungserlebnis in Serbien, Tätigkeit als Pastor in Berlin, Bibel-Exegese im Internet, Obdachlosigkeit, Tod und Auferstehung. Dabei sind Raum, Zeit und Figuren nicht immer klar bestimmt (so heißt etwa Tobias' Freund ebenfalls Tobias, was zu gewollten Irritationen führt). Verschwommen sind auch die Grenzen zwischen Mensch und Tier, Mann und Frau, Homo- und Heterosexualität, Opfer und Täter, Leben und Tod, Christ und Christus, Erleuchtung und Wahnsinn. Der religiöse Gehalt des Romans ist indes nicht so hoch, wie es der Klappentext verspricht. Eher handelt es sich um eine Collage selbstreflexiver Texte über Literatur und Leben der Generation Y.
Für experimentierfreudige Leser*innen mit hoher Frustrationstoleranz.Rezensent: Thomas Hardtke
Personen: Nolte, Jakob
Nolte, Jakob:
Kurzes Buch über Tobias : Roman / Jakob Nolte. - Berlin : Suhrkamp, 2021. - 231 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-518-42979-2
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher