Jenseitsvorstellungen von Kindern.
Rezension
Häsin Jule und Kater Oskar sind Freunde. Sie verabreden sich per SMS zu einem Picknick mit Kaffee und Lakritz im Park. Angeregt von einem Lakritzbonbon „so blau wie der Himmel“ fragen sich die beiden, was wohl „da oben“ ist. „Ist da so etwas wie ein Himmel? Etwas, wo man hingeht, wenn man tot ist?“ Falls ja, möchte einer dem anderen dahin folgen. „Und wenn es da riesig ist und rappelvoll?“ Oder „wenn man sich nicht mehr erkennt, weil man sich nicht mehr erinnert…“ Für alle Probleme finden die beiden eine Lösung und träumen, genüsslich im Gras ausgestreckt, weiter davon, da oben miteinander Kaffee und Lakritzbonbons zu genießen. Juli und Ossi schwelgen gerade in dem, was sie sich für da oben ausmalen: die Nähe des Freundes, das Lieblingsessen. Sie ziehen den schönsten Augenblick ihrer komplexen Wirklichkeit ins Endlose aus, nehmen ihn als Himmel und überhöhen so die Gegenwart.
Die Friesin van Ommen hat ihre witzig-komische und gleichzeitig anrührende Geschichte einer innigen Freundschaft mit sparsamen Schwarz-Weiß-Zeichnungen wunderbar in Szene gesetzt. Die Bilder unterstützen den Text. Zahlreiche unterschiedliche Formate – z. B. seitenübergrei¬fend oder mehrere Zeichnungen auf einer Seite – entsprechen der lebhaften Geschichte. Einmal ist am unteren Rand einer Seite nur der obere Teil von Ossis Kopf zu sehen – offensichtlich ausgefüllt von der Frage, die die Geschichte weiter bestimmt: Ist dort was? Die Bilder machen den Ortswechsel deutlich: das Zuhause, den Park, wo sich die „philosophisch-theologischen“ Gespräche abspielen. Auch die Vorstellung, die sich die Freunde vom Himmel machen, erscheint im Bild. Selten sind Text und Bild so aufeinander bezogen wie hier, und selten ergeben sie ein so überzeugendes originelles Buch zum Thema Jenseitsvorstellungen.
Das Thema Tod steht in diesem Buch nicht im Vordergrund. Schwerpunkte sind die Themen Freundschaft und das „Todes-Danach“, für das Ossi und Jule Antworten suchen. Die Stärke der Geschichte liegt darin, dass sie in Wort und Bild Kinder zwanglos dazu anregt, eigene Vorstellungen von „dort oben“ zu entwickeln und auszusprechen. Die Autorin beabsichtigt nicht, zu speziellen Jenseitsvorstellungen hinzuführen. Dadurch können im Gespräch mit Kindern auch nichtchristliche Vorstellungen eingebracht werden. Die diversen Bilder vom „Danach“ sind der „Vorhof“, durch den man in die Beschäftigung mit christlichen Vorstellungen eintreten kann.
Rezensent: Irmgard Schmidt-Wieck
Personen: Ommen, Sylvia van Wanten, Willy de
Ommen, Sylvia van:
Lakritzbonbons / Sylvia van Ommen (Text und Bild). Dt. von Willy de Wanten. - 1. Aufl. - Frankfurt am Main : Moritz, 2003. - o.Pag.: überw. Ill. ; 15 cm. -
ISBN 978-3-89565-146-5
Bilderbücher (einschl. Märchen- u. Sachbilderbücher) - Signatur: Jm 1 - Bücher