Nachgelassene Gedichte Walter Kempowskis (*29. April 1929-å 5. Oktober 2007).
Rezension
Zu seinem 80. Geburtstag, das hat Walter Kempowski, der Chronist des deutschen Bürgertums ab 1900, kurz vor seinem Tod verfügt, sollte erstmals ein Gedichtband von ihm erscheinen. Lange habe er geglaubt, nie Gedichte zu schreiben, "doch stieß mir die Stimme .. eines Tages den Mund auf". Da drängte heraus, was im achtjährigen Schweigen der Inhaftierung in Bautzen hinter vergitterten Fenstern keine Antwort erhalten hatte, dann nicht mehr artikuliert wurde, doch in traumatisierenden Bildern aufstieg. "Die Zargen halten verschlossen, was an Schweigen noch in uns ist." Die Eintönigkeit in der Zelle gibt allen Geräuschen und Tönen neue Gewichtung. "Die Nacht war dein Tag, du hocktest auf dem Pendel, und die Uhr zog sich von selber auf." Knapp und hintergründig sind die Texte, untilgbare Spuren der Haft, die in dem 1969 erschienen Bericht 'Im Block' in ihren psychologischen Dimensionen nicht hervortraten, nun aber durch die nachgelassenen Gedichte einen Kreis zu dem Erstlingswerk auslotend als Echo schließen.
Ein schön gestalteter Band, der allen Freunden Walter Kempowski neue Aspekte zu dem feinsinnigen Chronisten und Literaten erschließen wird. Ein würdiges Geschenk des Gedenkens.Rezensent: Halgard Kuhn
Personen: Kempowski, Walter
Kempowski, Walter:
Langmut : Gedichte / Walter Kempowski. - 1. Aufl. - München : Knaus, 2009. - 82 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-8135-0340-1 geb. : EUR 16.00
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