Ein Thriller im Jahr 2025 in Deutschland. Die Nationalisten sind an der Macht. Das Gewissen ist eingeschläfert.
Rezension
Julie Zeh erzählt wie ein Film. Das Setting ist mager wie die Sprache. Eilig erscheint das alles. Aber manche Sätze treffen ins Herz. "Wenn Sie die Wahl zwischen Waschmaschine und Demokratie hätten, würden Sie Ihr Kreuz auch bei der Waschmaschine machen?" Stimmt. Britta hat das Zeitungslesen längst aufgegeben. Jetzt arbeitet sie für ihre Firma, mit der genialen Idee, Selbstmordkandidaten nach einem harten Casting an Terrororganisationen (egal ob nationalistisch, ökologisch oder sonstwie) zu vermieten und so zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: die einen sterben gern und tun es dann noch für einen "Zweck". Es ist bestechend und skrupellos brutal. Jede Szene entblößt eine Wahrheit, die wir bisher nur am Horizont vermuten. Was wird, wenn das Gewissen endgültig eingeschläfert ist? Wie fühlt sich Leben an, wenn es ohne Prinzipien und Glauben nur noch als Jagd nach dem persönlichen Glück zu gestalten ist? Das lebt bei Britta übrigens in einem "Betonhaus" am Rande von Braunschweig...
Für Juli-Zeh-Fans, zur Vorstellung im Literaturgottesdienst und für alle an Politik interessierten LeserInnen.Rezensent: Christiane Thiel
Personen: Zeh, Juli
Zeh, Juli:
Leere Herzen : Roman / Juli Zeh. - München : Luchterhand, 2017. - 347 S. ; 22 cm
ISBN 978-3-630-87523-1
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher