Skurrile Ausgangslage: Der deutsche Adel schickt sich an mit Menschen mit besonderen Bedürfnissen nach Lourdes zu reisen.
Rezension
Sophie von Maltzahn kennt es aus persönlicher Anschauung: Der Adel wird in Ordenstracht gesteckt und engagiert sich charitativ, indem er eine Reisegruppe behinderter Menschen (ich sage lieber: Menschen mit besonderen Bedürfnissen - special needs) in einem Sonderzug zur Pilgerreise nach Lourdes begleitet. Die Standesmerkmale beschränken sich währenddessen auf teure Perlenohrringe und besondere Düfte, deren Auftragen offenbar nicht verboten worden. Trotzdem bleibt den Engagierten eine besondere Anmutung erhalten, vor der auch die Autorin keinesweg gefeit ist. Ihre sehr problematische Art, die ihnen anvertrauten und auf ihre Hilfe angewiesenen Menschen zu beschreiben, grenzt an herablassende Beschämung. Seit Jahren bringen Betroffene und Angehörige vor, dass eine Perspektive auf Menschen mit special needs, die sie als defizitäre Wesen beschreibt, verletzend und erniedrigend ist. Das hat Sophie von Maltzahn offenbar noch nicht gehört. Mich hat das sehr geärgert.
Für ev.-öff. Büchereien ist das Buch entbehrlich.Rezensent: Christiane Thiel
Personen: Maltzahn, Sophie von
Maltzahn, Sophie von:
Liebe in Lourdes : Roman / Sophie von Maltzahn. - Köln : Kiepenheuer & Witsch, 2019. - 217 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-462-05205-3
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher