Die 17-jährige Aulikki hat Probleme mit den Eltern. Sie zieht nach Helsinki, will dort das Abitur nachmachen. Sie macht Erfahrungen mit Sex, doch kann sie nicht lieben, nicht einmal verliebt sein. Bis sie Sauli kennen lernt, den Fotografen, bei dem sie zum ersten Mal etwas empfindet. Doch Sauli will sich nicht festlegen, und Aulikki muss Entscheidungen treffen...
Rezension
Aulikki ist eine merkwürdige junge Frau. Marjaleena Lembcke lässt sie neben sich selbst stehen, als Beobachterin des Lebens. Aulikki nimmt Eindrücke auf, speichert sie ab, als ginge es sie nichts an. Sie ist unfähig Gefühle zu entwickeln, bereits von ihrer Familie her, die keine offenen Worte kannte: Die Mutter dominierend, auch in der Sprache, die anderen unterdrückend, bis sie an Krebs erkrankte und starb, der Vater unfähig zu tieferem Kontakt. Der Aufbruch nach Helsinki ist Aulikkis Versuch, ihr Leben zu ändern und ihm einen Sinn zu geben, doch auch hier ändert sich nichts; Aulikki hört und sieht und fühlt nichts dabei, ist isoliert, fremd, unsicher. - Marjaleena Lembcke hat dies auf die ihr eigene Art zu erzählen meisterhaft eingefangen, in den sprunghaften Gedanken des Mädchens, in den lakonischen Sätzen, die sich bisweilen fast zusammenhanglos und unlogisch, ohne inneren Zusammenhalt aneinander reihen. Emotionslos wie Aulikki erzählt auch die Erzählerin und verstärkt den Eindruck der absoluten Isolation. Der Verlag hat diese Farblosigkeit des Mädchens und seines Lebens im Umschlag eingefangen: Fahle Farben, die nicht einmal zusammen passen, das Foto des Gesichts rätselhaft unterkühlt und einsam und eher schwarz-weiß als farbig.
Ein nicht einfach zu lesender, teils deprimierender Roman, eine Herausforderung vor allem an den jugendlichen Leser - aber unbedingt ein Gewinn!Rezensent: Astrid van Nahl
Personen: Lembcke, Marjaleena
Lembcke, Marjaleena:
Liebeslinien / Marjaleena Lembcke. - 1. Aufl. - München : Nagel & Kimche, 2006. - 173 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-312-00966-4 geb. : EUR 14.90
Erzählungen ab 13 Jahre - Buch